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Der Prophet Micha

01     02     03     04     05     06     07     Gliederung

 

Klärt eure Beziehung zu Gott!

Der Prophet Micha wirkte zur gleichen Zeit wie Jesaja im Südreich Juda und wie Amos und Hosea im Nordreich Israel zwischen 740 und 686 v.Chr. Er stammte aus Moreschet, einer Stadt im Südwesten Judas. Seine Botschaft richtete sich an Samaria, die Hauptstadt des Nordreiches, aber auch an Jerusalem. Micha musste ähnlich wie Amos Herrscher, Priester und Propheten, unehrliche Geschäfte, Ausbeutung der Armen und Heuchelei verurteilen. Er verkündigte das nahende Gericht Gottes, aber auch das künftige Heil. In Jeremia 26,16-19 wird ausdrücklich auf Michas Gerichtsbotschaft Bezug genommen. Im Gegensatz zu Jesaja, der Gottes Botschaft den Königen brachte, war Micha ein Bote Gottes für das einfache Volk. Der Name Micha bedeutet: "Wer ist wie Gott?"

Micha predigt Samaria und Jerusalem vom Unheil, das Gott über sie kommen lassen wird, aber auch vom künftigen Heil.

1-3: Warum Gott als Richter kommen muss

/1\ 1 Das ist die Botschaft, die Jahwe Micha aus Moreschet über Samaria und Jerusalem offenbarte, als die Könige Jotam, Ahas und Hiskija über Juda regierten.

Voraussage der Zerstörung

2 Hört zu, all ihr Völker! / Ihr Bewohner der Erde, gebt Acht! / Jahwe, der Herr, tritt als Zeuge gegen euch auf, / er tritt heraus aus seinem Heiligtum. 3 Denn seht, Jahwe verlässt seine Wohnung, / er steigt herab und tritt auf die Höhen* der Erde. 4 Die Berge schmelzen unter ihm und die Täler spalten sich auf. / Sie sind wie Wachs vor dem Feuer und wie Wasser, ausgossen am Hang. 5 Das geschieht wegen Jakobs* Verbrechen / und wegen der Sünden Israels. / Wer hat Schuld am Vergehen Jakobs? / Ist es nicht Samaria? / Wer hat Schuld an Judas Opferhöhen? / Ist es nicht Jerusalem?

1,3: Höhen können allgemeine Erhöhungen in einer Landschaft meinen. Sie wurden aber häufig auch für götzendienerische Kulthandlungen verwendet.
1,5: Jakob, der von Gott den Namen Israel erhielt, war der Stammvater des Volkes Israel.

6 "Deshalb werde ich Samaria zum Trümmerfeld machen, / zu einem Platz, wo man Weinberge anlegt. / Ich stürze seine Steine ins Tal / und mache es dem Erdboden gleich! 7 Seine Schnitzbilder werden zerschlagen, / seine Götzengaben verbrannt / und alle seine Götter zerstört. / Sie wurden ja vom Lohn der Huren gekauft* / und für einen Hurenlohn gibt man sie wieder weg."

1,7: Hurenlohn. Der Verdienst der Tempelprostituierten wurde zur Ausstattung des Heiligtums verwendet.

Klage des Propheten

8 Darüber muss ich klagen und jammern. / Ich laufe barfuß herum und bin fast nackt. / Ich muss heulen wie ein Schakal / und klagen wie der Vogel Strauß. 9 Denn von diesem Schlag erholt sich Samaria nie. / Der wird auch ganz Juda treffen / und kommt bis ans Tor meines Volkes, / bis nach Jerusalem. 10 Berichtet es nicht in Gat, / zeigt ihnen nicht eure Tränen.* / In Bet-Leafra-Staubighaus wälzt ihr euch im Staub.* 11 Zieh vorbei, Bewohnerin von Schafir-Schöningen, / so schändlich entblößt! / Doch die Siedlerin von Zaanan-Auszug rückt nicht aus. / Wehklagen in Bet-Ezel-Wurzelhaus, man reißt auch euch die Bleibe heraus. 12 Die Bewohnerin von Marot-Bitternis, sie zittert um ihr Heil. / Doch von Jahwe kommt das Unheil herab / bis hin zum Tor Jerusalems. 13 Spann die Pferde an den Wagen, / Siedlerin von Lachisch, deiner Festungsstadt! / Mit dir fing die Sünde in Jerusalem, der Tochter Zions, an. / Israels Verbrechen fanden sich in dir. 14 Darum musst du die die Scheidungsgabe geben, / nämlich Moreschet-Gat.* / Und die Häuser von Achsib-Trügerisch / enttäuschen die Könige von Israel. 15 Ich lasse den zu dir kommen, der in Besitz nimmt, / Bewohnerin von Marescha, deinen Besitz. / Bis zum Schlupfwinkel Adullam* / weicht Israels Herrlichkeit dann zurück. 16 Rauf dich kahl und schere dein Haar / wegen deiner geliebten Kinder! / Scher dir eine Glatze, / so kahl wie die eines Geiers, / denn deine Kinder hat man verschleppt!

1,10: ... Tränen. Weil die Philister in Schadenfreude ausbrechen könnten.
1,10: Der Prophet nutzt die Namen kleiner, kaum bekannter Orte für seine Botschaft.
1,14: Die Stadt Lachisch (1,13) verliert das strategisch wichtige Moreschet-Gat (Heimatort des Propheten Micha), 12 km südlich von Gat.

Gegen die Habsucht

/2\ 1 Wehe denen, die Unheil ersinnen, / die Böses ausbrüten auf ihrem Bett! / Früh am Morgen tun sie es, / denn sie haben die Macht. 2 Wollen sie ein Stück Land, so rauben sie es; / begehren sie ein Haus, dann nehmen sie es. / Sie unterdrücken den Mann und sein Haus, / den Menschen und seinen Besitz. 3 Darum sagt Jahwe: "Passt auf! / Dieser Sippschaft werde ich Böses antun! / Aus dieser Schlinge zieht ihr den Hals nicht mehr heraus. / Dann tragt ihr den Kopf nicht mehr so hoch, / denn euch erwartet eine böse Zeit. 4 An dem Tag singt man ein Spottlied auf euch / und äfft euer Klagelied nach: / 'Unser Ende ist gekommen, / Fremde haben unser Land! / Alles haben sie genommen, / kein Feld ist noch in unsrer Hand!'" / 5 Darum hast du in der Gemeinde Jahwes niemand mehr, / der dir noch einen Acker zuteilen wird.

Gegen falsche Propheten

6 "Hört auf mit dem Gesabber!", geifern sie. / "Man soll nicht prophezeien, / dass diese Schmach nie enden wird. 7 So spricht man nicht zu den Nachkommen Jakobs! / Hat Jahwe etwa die Geduld verloren? / Das ist doch nicht seine Art!"

Verkündige ich denn nicht Gutes / für den, der rechtschaffen lebt? 8 Gestern noch war es mein Volk, / jetzt steht es da als mein Feind. / Ihr reißt den sorglos Wandernden, / den Heimgekehrten vom Krieg, / den Mantel vom Leib. 9 Die Frauen meines Volkes jagt ihr aus ihrem gemütlichen Haus, / und von ihren Kindern nehmt ihr mein schönes Land* für immer weg: 10 "Macht euch fort und geht! / Hier habt ihr keinen Ruheort mehr." / ‹Das geschieht,› weil das Land verunreinigt ist. / So kommt das Verderben, / schlimmes Verderben.

2,9: Zierde. Wörtlich meine Zierde wie in Hesekiel 20,6.

11 Wenn ich ein windiger Betrüger wäre, / der dich anlügt und dir sagt: / "Ich will dir sabbern von Wein und Bier!" / Das wäre ein Prophet für dieses Volk!

Die versprochene Rettung

12 "Ich hole dich heran, Jakob, / und sammle euch alle ein! / Ich versammle den Rest von Israel. / Ich bringe sie ein wie die Schafe in einen Pferch. / Wie eine Herde auf der Weide stehen sie zusammen. / Es wird ein Tosen vieler Menschen sein." 13 Nun zieht der Durchbrecher vor ihnen her. / So brechen sie aus, / ziehen durchs Tor / und zu ihm hinaus. / Und ihr König zieht vor ihnen her, / an ihrer Spitze Jahwe.

Gegen Führer und Propheten

/3\ 1 Ich sagte: "Hört doch, ihr Häupter Jakobs, / ihr Mächtigen von Israel! / Müsstet ihr das Recht nicht kennen, 2 die ihr das Gute hasst und das Böse liebt? / Ihr zieht den Leuten die Haut ab, / ihr zerrt ihnen das Fleisch von den Knochen! 3 Ja, ihr fresst das Fleisch meines Volkes, / streift die Haut von Menschen ab / und zerbrecht ihre Knochen. / Ihr zerhackt sie wie für den Kessel / und werft sie wie Fleisch in den Topf. 4 Und dann schreit ihr Jahwe um Hilfe an! / Doch er wird euch nicht antworten. / Dann verbirgt er sein Gesicht vor euch, / denn ihr habt eure Macht missbraucht."

5 So spricht Jahwe über die Propheten, / die mein Volk verführen: / "Haben sie etwas zu beißen, / verkündigen sie Glück und Erfolg. / Steckt man ihnen nichts ins Maul, / drohen sie den Untergang an." 6 Darum wird es Nacht für euch, und ihr bleibt ohne Vision; / es wird finster für euch werden, vorbei mit Wahrsagerei. Die Sonne wird den Propheten untergehen, / und der Tag wird ihnen schwarz. 7 Die Seher werden enttäuscht, / und die Wahrsager schämen sich. / Voll Trauer verhüllen sie den Bart, / denn Gottes Antwort bleibt aus.

8 Doch mich hat Jahwe stark gemacht, / mich mit seinem Geist erfüllt, / mit einem Sinn für das Recht und mit Kraft, / um Jakob seine Verbrechen zu zeigen / und Israel seine Vergehen. 9 Hört her, ihr Führer der Nachkommen Jakobs, / ihr Mächtigen des Hauses Israel: / Ihr verabscheut das Recht, / macht alles, was gerade ist, krumm! 10 Ihr baut Zion mit Blut, / Jerusalem mit Ungerechtigkeit! 11 Seine Führer richten für Geschenke, / seine Priester lehren für Bezahlung / und seine Propheten wahrsagen für Geld. / Und dann berufen sie sich noch auf Jahwe: / "Ist Jahwe denn nicht unter uns? / Da trifft uns doch kein Unglück!" 12 Darum wird Zion ein Trümmerhaufen sein, / wird umgepflügt wie ein Acker, / und auf dem Tempelberg wächst Wald – und das alles wegen euch!

4-5: Was Gott für die Zukunft verspricht

Das Friedensreich

/4\ 1 Am Ende der von Gott bestimmten Zeit wird folgendes geschehen: / Festgegründet an der Spitze der Berge / steht der Berg mit dem Haus Jahwes, / erhaben über alle Hügel, / und alle Völker strömen ihm zu. 2 Die Menschen sagen überall: / "Kommt, wir ziehen zum Berg Jahwes, / zum Haus, das dem Gott Jakobs gehört. / Er soll uns lehren, was recht ist; / was er sagt, das wollen wir tun. / Denn von Zion geht die Weisung aus, / von Jerusalem das Wort Jahwes." 3 Er spricht Recht im Streit der Völker; / er weist ferne Nationen zurecht. / Dann schmieden sie die Schwerter zu Pflugscharen um, / die Speere zu Messern für Winzer. / Kein Volk greift mehr das andere an, / und niemand übt mehr für den Krieg.

4 Jeder wird in Frieden unter seinem Weinstock und Feigenbaum sitzen. Niemand wird aufgeschreckt, denn Jahwe, der allmächtige Gott, hat es gesagt. 5 Ja, jedes Volk dient seinem eigenen Gott, wir aber gehören für immer Jahwe, unserem Gott. 6 "Es kommt der Tag", spricht Jahwe, "da hole ich die Hinkenden und Vertriebenen zusammen, die ich mit Unheil bestrafte. 7 Die Hinkenden mache ich zu dem heiligen Rest und die Schwachen zu einem mächtigen Volk. Dann wird Jahwe auf dem Zionsberg für alle Zeiten König über sie sein."

8 Du Herdenturm, / du Hügel von Zion, / die Herrschaft kommt zu dir zurück! / Jerusalem wird wieder Königsstadt sein.

Zions Bedrohung und Rettung

9 Jetzt aber, warum schreist du so laut? / Gibt es keinen König bei dir? / Ist dein Ratgeber tot, / dass die Wehen dich packen / wie eine gebärende Frau? 10 Du Tochter Zion, krümme dich nur, / stöhne wie eine Frau in den Wehen! / Denn jetzt musst du hinaus aus der Stadt, / musst dich niederlassen auf dem freien Feld / und dann bis nach Babylon ziehen. Dort wirst du gerettet werden, / dort wird dich Jahwe befreien / aus deiner Feinde Gewalt!

11 Aber jetzt ziehen viele Völker gegen dich und sagen: "Dieses Volk ist entweiht! Wir werden uns an Zion ergötzen!" 12 Doch sie kennen die Gedanken Jahwes nicht. Sie wissen nicht, was er vorhatte, dass er es sammeln wollte wie Garben auf dem Dreschplatz.

13 Steh auf und drisch, du Zionsstadt! / Ich mache dir Hörner aus Eisen. / Und Hufe aus Bronze gebe ich dir, / damit du viele Völker zermalmst. / Und deren Besitz übergibst du Jahwe, / deren Habe dem Herrn der ganzen Welt.

Hoffnung auf den Messias

14 Nun ritze dich wund, du belagerte Stadt! / Ja, feindliche Truppen schlossen uns ein. / Nun schlagen sie dem Richter Israels / mit dem Stock ins Gesicht.

/5\ 1 Doch du Bethlehem in Efrata*, / zu klein, um unter den Fürsten Judas zu sein. / Aus dir soll der hervorgehen, / der mein Herrscher über Israel wird!* / Sein Ursprung liegt in der Vorzeit, / sein Anfang in der Ewigkeit. 2 Er gibt sein Volk den Fremden preis, / bis eine Frau den Sohn gebiert. / Dann kehrt der Rest seiner Brüder / zu den Israeliten zurück. 3 Er tritt auf und weidet sie in der Kraft Jahwes, / im höchsten Auftrag seines Gottes. / Sie werden in Sicherheit leben, / denn jetzt reicht seine Macht bis ans Ende der Welt. 4 Er wird der Friedensbringer sein, / wenn Assyrien in unser Land kommt / und in unsere Paläste eindringt. / Dann stellen wir sieben Hirten / und acht fürstliche Männer dagegen auf. 5 Mit dem Schwert werden sie Assyrien weiden, / Nimrods Land* mit gezücktem Stahl. / So wird er uns vor Assyrien retten, / wenn es unser Land überfällt / und über unsere Grenzen marschiert.

5,1: Efrata. Fruchtbares Gebiet um Bethlehem herum, unterscheidet die acht Kilometer südlich von Jerusalem liegende Stadt von einem Bethlehem in Galiläa.
5,1: Wird im NT von jüdischen Schriftgelehrten sinngemäß zitiert: Matthäus 2,6.
5,5: Nimrods Land meint Assyrien, siehe 1. Mose 10,8-11.

Der heilige Rest

6 Dann wird der Rest von den Nachkommen Jakobs / wie Jahwes Tau unter den Völkern sein, / wie Regen, der auf die Pflanzen fällt, / der auf niemand angewiesen ist, / auf keinen Menschen zu warten braucht. 7 Der Rest von den Nachkommen Jakobs wird mitten unter den Völkern sein / wie der Löwe unter den Tieren im Wald, wie ein junger Löwe unter Herden von Schafen. / Er wirft zu Boden und zerreißt, was in seine Fänge kommt. Niemand rettet sie vor ihm. 8 Hoch erhebt sich deine Hand über deine Bedränger / und rottet alle deine Feinde aus.

9 "Es kommt der Tag", spricht Jahwe, / "da nehme ich euch die Pferde weg / und lasse eure Streitwagen zerstören, / 10 da vernichte ich eure Städte / und reiße eure Festungen nieder, 11 da schlage ich euch die Zaubermittel aus der Hand / und nehme euch die Wahrsager weg, 12 da rotte ich eure Götzenbilder aus / und zerschlage eure heiligen Steine – dann werdet ihr nicht mehr niederfallen / vor dem Werk eurer eigenen Hände –, 13 da reiße ich eure Aschera-Pfähle heraus / und zerstöre deine Städte. 14 Und dann nehme ich in glühendem Zorn / Rache an den Völkern, / die nicht auf mich hörten."

6-7: Was Gott von seinem Volk erwartet

Was Gott von seinem Volk erwartet

/6\ 1 Hört doch, was Jahwe sagt: / "Auf, ‹mein Volk›, tritt an zum Prozess! / Die Berge sollen Zeugen sein, / die Hügel deine Stimme hören!"

2 Hört, ihr Berge, den Rechtsstreit Jahwes, / ihr uralten Fundamente der Erde! / Denn Jahwe führt einen Prozess gegen sein Volk, / zieht Israel zur Rechenschaft: 3 "Mein Volk, was habe ich dir getan? / Habe ich zu viel von dir verlangt? / Sag ruhig aus gegen mich!

4 Ja, ich habe dich aus Ägypten befreit, / dich aus der Sklaverei herausgeführt! / Ich habe dir Mose als Führer gegeben, / Aaron und Mirjam dazu. 5 Denk doch daran, mein Volk, / was der Moabiterkönig Balak plante, / und was ihm Bileam Ben-Beor geantwortet hat!* / Denk daran, wie du von Schittim nach Gilgal* kamst, / dann erkennst du die guten Taten Jahwes!"

6,5: ... geantwortet hat. Siehe 4. Mose 22-24.
6,5: von Schittim nach Gilgal. Gemeint ist der wunderbare Jordandurchgang bei der Eroberung Kanaans (Josua 3-4).

6 "Doch womit soll ich zu Jahwe kommen, / wie mich beugen vor dem höchstheiligen Gott? Soll ich mit Brandopfern zu ihm kommen, / mit einjährigen Kälbern? 7 Wird Jahwe sich über Tausende von Schafböcken freuen, / über zehntausend Bäche von Olivenöl? / Soll ich meinen Ältesten für meine Vergehen opfern, / meinen eigenen Sohn für mein Versagen?"

8 Man hat dir gesagt, Mensch, was gut ist / und was Jahwe von dir erwartet: / Du musst nur das Rechte tun, / es lieben gütig zu sein / und bereitwillig gehen mit deinem Gott.

Gottes Ruf gegen die Stadt

9 Hört! Jahwe ruft in die Stadt. / Wer klug ist, fürchtet seinen Namen. / Lasst euch warnen durch den Stock, der euch schlägt, / und durch den, der ihn schickt!

10 "Kann ich vergessen den Schatz der Gottlosigkeit, / der im Haus des Gottlosen liegt, / und das schwindsüchtig verfluchte Messgefäß? 11 Kann ich denn für rein erklären die gottlos gefälschte Waage, / die falschen Gewichtssteine im Beutel? 12 Ja, die Reichen in der Stadt gebrauchen Gewalt. / Ihre Bewohner belügen einander, / jedes Wort von ihnen ist Betrug. 13 So werde auch ich dich unheilbar schlagen, / dich zugrunde richten wegen deiner Schuld: 14 Du wirst essen, wirst aber nicht satt; / es wird dir flau im Magen sein. / Was du beiseiteschaffst, kannst du nicht retten; / und was du rettest, übergebe ich dem Schwert. 15 Du wirst säen, / aber nicht ernten. / Du wirst Oliven pressen, / dich aber nicht salben mit dem Öl. / Du wirst Trauben keltern, / den Wein aber nicht trinken. 16 Du bist dem schlimmen Beispiel Omris gefolgt, / hast dich nach der Sippe Ahabs gerichtet / und hast nach ihren Ratschlägen gelebt.* / Darum gebe ich dich dem Entsetzen preis / und deine Bewohner dem Gespött! / Ihr müsst die Verhöhnung ertragen!"

6,16: Omri (885-874 v.Chr.) und seine Nachkommen (besonders Ahab, 874-853 v.Chr.) duldeten und förderten heidnische Kulte im Nordreich (1. Könige 16,25-26; 21,25-26).

Michas Klage über sein Volk

/7\ 1 Weh mir! Es war wie beim Auflesen von Obst, / wie bei der Nachlese im Weinberg: / Keine Traube ist mehr zum Essen da, / keine Spur von den köstlichen Feigen. 2 Der Fromme ist aus dem Land verschwunden, / kein redlicher Mensch ist mehr da. / Allesamt lauern sie auf Blut, / einer macht Jagd auf den andern. 3 Zum Bösen brauchen sie beide Hände; / darin sind sie wirklich gut! / Die Oberen fordern Geschenke, / die Richter nehmen Geld. / Die Mächtigen entscheiden nach Willkür und Lust. / So verdrehen sie alle das Recht. 4 Der Beste von ihnen ist wie ein Distelstrauch, / der Redlichste wie Dornengestrüpp. / Aber der Tag der Abrechnung kommt, / deine Wächter erwarten ihn schon. / Nun ist die Bestürzung groß. 5 Trau deinem Nachbarn nicht, / verlass dich nicht auf den Freund! / Und vor der Frau in deinen Armen / verschließe deinen Mund. 6 Denn der Sohn verachtet den Vater, / die Tochter widersetzt sich ihrer Mutter / und die Schwiegertochter ihrer Schwiegermutter. / Der Mann hat seine Feinde im eigenen Haus. 7 Ich aber schaue aus nach Jahwe, / ich warte auf den Gott meines Heils. / Mein Gott wird mich erhören!

Die Zuversicht Jerusalems

8 Freue dich nicht über mich, meine Feindin! / Denn wenn ich auch gefallen bin, / ich stehe wieder auf. / Wenn ich auch im Finstern sitze, / ist Jahwe doch mein Licht. 9 Ich will den Zorn Jahwes ertragen – denn ich habe gegen ihn gesündigt –, bis er meine Sache vertritt, / bis er mir wieder Recht verschafft. / Er führt mich hinaus ins Licht, / dann schaue ich seine Gerechtigkeit an. 10 Auch meine Feindin soll es sehen, / und sie soll vor Scham vergehen, / denn sie sagte zu mir: / "Wo ist denn Jahwe, dein Gott?" / Nun weiden sich meine Augen an ihr. / Wie Straßendreck wird sie zertreten sein.

Der Wiederaufbau der Stadt

11 Die Zeit wird kommen, / da werden deine Mauern wieder aufgebaut, / da wird man auch deine Grenzen erweitern. 12 In der Zeit kommen alle zu dir, / von Assur bis Ägypten, / von Ägypten bis zum Euphratstrom, / von einem Meer zum anderen Meer, / von einem Gebirge zum anderen. 13 Doch das andere Land wird veröden. / Das geschieht wegen ihrer Bewohner. / Sie ernten die Frucht aus ihrem Tun.

Das Gebet Israels

14 Weide dein Volk mit deinem Stab, / die Herde, die dir gehört / und abgesondert wohnt, / im Wald, mitten in fruchtbarem Land. / Lass sie weiden in Baschan* und Gilead* / wie in den früheren Tagen. 15 Lass uns deine Wunder schauen wie damals, / als du uns aus Ägypten führtest. 16 Die Völker in all ihrer Macht / sollen es sehen und werden beschämt. / Das verschlägt ihnen die Sprache / und sie trauen ihren Ohren nicht. 17 Staub sollen sie lecken wie die Schlange, / sich auf dem Boden winden wie alles Gewürm. / Zitternd werden sie aus ihren Schlupfwinkeln kriechen / und sich Jahwe, unserem Gott, unterwerfen / mit Furcht und Schrecken vor dir.

7,14: Baschan ist eine fruchtbare Bergregion östlich vom See Gennesaret.
7,14: Gilead war die Landschaft östlich des Jordans.

18 Wer ist solch ein Gott wie du, / der dem Rest seines Eigentums die Schuld vergibt und die Vergehen verzeiht! / Du hältst nicht für immer an deinem Zorn fest, / denn du liebst es, gnädig zu sein. 19 Er wird wieder Erbarmen mit uns haben, / er wird niedertreten unsere Schuld! / Ja, du wirfst all unsere Sünden / in die Tiefen des Meeres hinab. 20 Du wirst Jakobs Nachkommen Treue zeigen, / dem Volk Abrahams deine Gnade. / So hast du es schon unseren Vätern zugesagt, / im Schwur von Anfang an.

 

 


Gliederung:  Der Prophet Micha

Klärt eure Beziehung zu Gott!

1-3: Warum Gott als Richter kommen muss

4-5: Was Gott für die Zukunft verspricht

6-7: Was Gott von seinem Volk erwartet