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Das Hohelied

01     02     03     04     05     06     07     08     Gliederung

 

Die Schönheit ehelicher Liebe

Von den 1005 Liedern, die Salomo geschrieben hat (1. Könige 5,12), ist das Hohelied das beste und schönste. Das sagt schon sein Titel im hebräischen Text: Das Lied der Lieder. Es ist ein Loblied auf die Ehe, auf die Liebe zwischen einem Mann und seiner Frau. Das Hohelied rühmt die Schönheit und Reinheit ehelicher Liebe. Die Wirklichkeit einer menschlichen Ehe ist freilich nur die schwache Kopie eines hervorragenden Originals. Das Original ist Gottes Liebe zu seinem Volk, zu Israel und zur Gemeinde. Eine Ehe ist demnach Abbild jener göttlichen Wirklichkeit, nicht umgekehrt. Doch in den Erfahrungen unserer von Gott geschenkten ehelichen Liebe können wir ein wenig von dem begreifen, was Gottes Liebe zu uns ausmacht.

Das Buch preist die Schönheit der Liebe (auch der erotischen) in Liedern und ist zugleich ein Bild für die Liebe Gottes zu seinem Volk.

1-3: Die Brautwerbung

Erinnerungen der Liebenden (1-2)

/1\  1 Das Lied aller Lieder. Von Salomo.

2 Komm und küss mich, küss mich! / Deine Liebe ist viel besser als Wein. 3 Deine Salben verströmen herrlichen Duft, / dein Name ist wie ein Wohlgeruch. / Alle Mädchen schwärmen für dich. 4 Zieh mich mit dir, lass uns eilen! / Der König führe mich heim in sein Haus! / Jauchzen wollen wir, uns freuen an dir. / Wir rühmen deine Liebe mehr als den Wein. / Ja, mit Recht schwärmen sie für dich.

5 Dunkel bin ich und schön, / ihr Töchter Jerusalems, / wie die Zelte von Kedar*, / wie Salomos Decken*. 6 Seht nicht darauf, dass ich dunkel bin, / braun gebrannt von der Sonne! / Die Söhne meiner Mutter fauchten mich an, / zur Weinbergswächterin bestimmten sie mich. / Meinen eigenen Weinberg* habe ich nicht bewacht.

1,5: Kedar. Nomadenstamm in der syrisch-arabischen Wüste, bekannt durch seine Herden. Seine Zelte wurden aus schwarzen Ziegenhaardecken zusammengenäht.
1,5: Decken. Eigentlich Zeltdecken, wie sie in der Stiftshütte und im Tempel Salomos verwendet wurden. Sie waren sehr kostbar.
1,6: Meinen eigenen Weinberg. Damit meint sie sich selbst.

7 Sag mir, du, den meine Seele liebt: / "Wo weidest du die Herde? / Wo lässt du lagern am Mittag? / Weshalb sollte ich wie eine Verschleierte* sein / bei den Herden deiner Gefährten?"

1,7: Verschleierte. Sie legt Wert auf Reinheit und verzichtet auf den Schleier, der sie als Prostituierte kennzeichnen würde (siehe 1. Mose 38,14-16).

8 "Wenn du es nicht weißt, / du Schönste der Frauen, / dann folge den Spuren der Herde / und weide deine Zicklein / bei den Zelten der Hirten."

9 "Mit der Stute an Pharaos Gefährt / vergleiche ich dich, meine Freundin. 10 Bezaubernd sind deine Wangen zwischen den Bändern*, / dein Hals, mit Muscheln umringt. 11 Wir machen dir Bänder aus Gold / mit silbernen Perlen."

1,10: Bändern. Gemeint sind vielleicht rundliche Schmuckstücke, die an Bändern zu beiden Seiten vom Kopfbund herabhingen.

12 Solange der König an seiner Tafel sitzt, / gibt meine Narde* ihren Duft. 13 Ein Myrrhenbeutel* ist mein Liebster für mich, / der zwischen meinen Brüsten ruht. 14 Eine Blütentraube vom Hennastrauch* ist mein Geliebter mir / in den Weinbergen von En-Gedi*.

1,12: Narde ist eine duftende aromatische Pflanze, die in den Bergen des Himalaja in Höhen zwischen 3500 und 5000 Metern wächst. Mit dem aus der indischen Narde gewonnenen Öl wurde schon zur Zeit Salomos gehandelt.
1,13: Myrrhe. Ein sehr kostbares wohlriechendes Harz afrikanisch-arabischer Herkunft, das in Salbölen und Arzneien verarbeitet wurde.
1,14: Henna ist ein Baumstrauch, aus dessen Blättern man einen Farbstoff herstellte und aus dessen dicht stehenden weißen Blütentrauben man ein duftendes ätherisches Öl gewann.
1,14: En-Gedi (Ziegenquell) ist eine Oase etwa in der Mitte des Westufers vom Toten Meer. Heute ist es ein Naturschutzgebiet.

15 "Du bist so schön, meine Liebste! / Ja, du bist so schön! / Wie Tauben sehen deine Augen aus."

16 "Ja, auch du bist anziehend und schön, mein Liebster. / Unser Lager ist frisches Grün, 17 die Balken unseres Hauses sind Zedern, / aus Wacholder die Sparren vom Dach."

/2\  1 "Ich bin eine Lilie aus dem Scharon*, / eine weiße Blume der Täler."

2,1: Scharon. Die Ebene voller üppiger Wiesen ist ein 15 km breiter und 75 km langer sehr fruchtbarer Streifen am Mittelmeer von Lydda im Süden bis zum Berg Karmel im Norden.

2 "Wie eine Lilie unter Disteln, / so ist meine Freundin unter den Mädchen."

3 "Wie ein Apfelbaum unter den Bäumen im Wald / ist mein Geliebter unter den Männern. / In seinem Schatten wollte ich sitzen, / und seine Frucht war meinem Gaumen süß."

4 Er hat mich ins Weinhaus* geführt. / Die Liebe ist sein Banner über mir. 5 Stärkt mich mit Rosinenkuchen, / erfrischt mich mit Äpfeln, / denn ich bin krank vor Liebe. 6 Sein linker Arm liegt unter meinem Kopf, / und mit dem rechten hält er mich umschlungen. 7 Ich beschwöre euch, ihr Töchter von Jerusalem, / bei Hirschkuh und Gazelle auf der Flur: / "Weckt die Liebe nicht / und scheucht sie nicht auf, / bis es ihr selber gefällt!"

2,4: Weinhaus. Es symbolisiert wahrscheinlich den Weinberg. Die Szene spielt im Freien wie 1,17.

Ausdruck gegenseitiger Liebe (2-3)

8 Horch - mein Geliebter! / Schau, da kommt er! / Er springt über die Berge, / hüpft über die Hügel. 9 Mein Geliebter gleicht einer Gazelle / oder einem jungen Hirsch. / Sieh, da steht er vor unserem Haus, / schaut durch die Fenster herein, / späht durch die Gitter. 10 Mein Liebster begann und sagte zu mir:

"Steh auf, meine Freundin, / meine Schöne, und komm! 11 Sieh doch, der Winter ist vorüber, / die Regenzeit vergangen, vorbei! 12 Die Blumen zeigen sich im Land, / die Zeit der Lieder ist da. / Turteltauben gurren überall. 13 Die Feige rötet ihre Knoten, / die Reben blühen und verströmen ihren Duft. / Steh auf, meine Freundin, / meine Schöne, und komm! 14 Mein Täubchen in den Felsen, / in der Bergwand, im Versteck: / Lass mich deinen Anblick genießen, / lass mich hören deine süße Stimme, / zeig mir dein liebes Gesicht!"

15 Greift uns die Füchse, / die kleinen Füchse, / die den Weinberg verwüsten, / denn unsere Weinberge blühen.

16 Mein Liebster gehört mir, / und ich gehöre ihm, / der seine Herde unter Lilien weidet, 17 bis der Abendwind weht und die Schatten fliehen. / Nun geh,* mein Geliebter, sei wie die Gazelle, / wie ein junger Hirsch auf den zerklüfteten Bergen.

2,17: Nun geh. Wörtlich: wende dich.

/3\  1 Nachts lag ich auf meinem Bett und sehnte mich nach ihm, / nach ihm, den meine Seele liebt. / Ich suchte ihn und fand ihn nicht. 2 Ich sehe mich aufstehen: / Ich durchstreife die Stadt, / ihre Straßen und Plätze. / Ich suchte ihn, dem mein Herz gehört. / Ich suchte ihn und fand ihn nicht. 3 Da fanden mich die Wächter / bei ihrer Runde durch die Stadt. / "Habt ihr den gesehen, den meine Seele liebt?" 4 Kaum war ich an ihnen vorüber, / da fand ich ihn, dem mein Herz gehört. / Ich hielt ihn fest, ließ ihn nicht los, / bis ich ihn ins Haus meiner Mutter gebracht, / ins Zimmer von der, die mich geboren hat. 5 Ich beschwöre euch, ihr Töchter von Jerusalem, / bei Hirschkuh und Gazelle auf der Flur: / "Weckt die Liebe nicht / und scheucht sie nicht auf, / bis es ihr selber gefällt!"

3-5: Die Hochzeit

Der Bräutigam (3)

6 Was kommt dort aus der Wüste herauf? / Wie Rauchsäulen zieht es heran, / umduftet von Myrrhe und Weihrauch / und allen Gewürzen der Händler. 7 Schau, es ist Salomos Sänfte! / Sie ist von sechzig Männern umringt. / Das sind die Helden Israels. 8 Sie alle tragen ein Schwert / und sind alle im Kampf geschult. / Jeder hat sein Schwert am Gurt / zum Schutz gegen nächtliche Schrecken. 9 Eine Sänfte machte sich König Salomo / aus edlem Holz vom Libanon. 10 Ihre Säulen überzog er mit Silber, / ihre Lehne mit Gold, / ihren Sitz mit rotem Purpur. / Ihr Inneres ist mit Liebe gestaltet, / gefertigt von Jerusalems Töchtern. 11 Kommt heraus, ihr Zionstöchter, / und seht den König Salomo mit dem Kranz, / den seine Mutter ihm flocht / an seinem Hochzeitstag, / dem Tag voller Freude und Glück.

Die erste Nacht (4)

/4\  1 Wie schön du bist, meine Freundin, / wie wunderschön! / Deine Augen sind Tauben / hinter deinem Schleier*. / Dein Haar ist eine Herde schwarzer Ziegen, / die herunterspringen vom Gebirge Gilead*. 2 Deine Zähne sind weiß wie eine Herde geschorener Schafe, / die gerade aus der Schwemme steigt. / Sie alle werfen Zwillinge, / keins hat einen Fehlwurf* gehabt. 3 Deine Lippen sind wie eine karmesinrote Schnur, / lieblich ist dein Mund. / Wie eine Granatapfelscheibe / schimmert deine Schläfe hinter dem Schleier hervor. 4 Dein Hals ist rund wie der Davidsturm, / tausend Schilde hängen daran, / die Rüstung der Helden. 5 Deine Brüste sind wie zwei Kitzlein, / die Zwillinge einer Gazelle, / die in Lilienwiesen weiden. – 6 Wenn der Abendwind weht und die Schatten fliehen, / will ich zum Myrrhenberg gehen, / zum Weihrauchhügel hin. 7 Alles an dir ist schön, meine Freundin, / kein Makel ist an dir.

4,1: Schleier. Hier ist der Brautschleier gemeint.
4,1: Gilead. Die Berge im Ostjordanland waren besonders gut für die Viehzucht geeignet.
4,2: Zwillinge, Fehlwurf. Jeder Zahn hat seine Entsprechung im anderen Kiefer. Es gibt keine Zahnlücke.

8 Komm mit mir, meine Braut, / steig vom Libanon* herab, / weg vom Gipfel des Amana, / vom Gipfel des Senir, dem Hermon, / weg von den Verstecken der Löwen, / den Bergen der Panther. 9 Du hast mir das Herz geraubt, meine Schwester*, meine Braut, / du hast mich betört mit einem einzigen Blick, / mit einem einzigen Kettchen von deinem Hals. 10 Wie schön ist deine Liebe, meine Schwester, Braut! / Deine Liebe ist viel köstlicher als Wein, / der Duft deiner Salben betörender als jeder Balsamduft. 11 Honig träufeln deine Lippen, meine Braut, / und unter deiner Zunge sind Honig und Milch. / Deine Kleider duften wie der Libanon.

4,8: Libanon. Die Gipfel des Libanongebirges stehen hier vielleicht für die sexuelle Distanz, die das Liebespaar einhielt.
4,9: Schwester. Im damaligen Orient war das ein geläufiger Kosename eines Ehemanns für seine Frau.

12 Ein verschlossener Garten ist meine Schwester, meine Braut, / ein verschlossener Brunnen, ein versiegelter Quell. 13 Ein Lustgarten rankt sich aus dir, / Granatapfelbäume voll köstlicher Frucht, / Hennasträucher mit Narden, 14 Narde und Safran*, / Gewürzrohr und Zimt / samt allerlei Weihrauchgewächsen, / Myrrhe und Aloë / samt Balsamsträuchern allerbester Art. 15 Ein Gartenquell bist du, / ein Brunnen lebendigen Wassers, / das vom Libanon her fließt.

4,14: Safran. Die getrockneten und pulverisierten Stempel und Staubgefäße eines kleinen Krokus wurden als Küchengewürz verwendet.

16 Nordwind wach auf! / Du, Südwind, komm! / Wehe durch meinen Garten / und lass seine Düfte verströmen! / Komm, mein Geliebter, in deinen Garten, / genieße seine köstliche Frucht!

/5\  1 Ich komme in meinen Garten, meine Schwester, meine Braut. / Ich pflücke meine Myrrhe samt meinem Balsam, / ich esse meine Wabe samt meinem Honig, / ich trinke meinen Wein samt meiner Milch. / "Esst, meine Freunde, und trinkt / und berauscht euch an der Liebe!"*

5,1: Der Satz drückt offenbar den Segen Gottes aus, der die geschlechtliche Liebe zwischen dem Ehemann und seiner Frau bestätigt.

5-8: Die Ehe

Erste große Unstimmigkeit (5-6)

2 Ich schlief, aber mein Herz war wach. / Horch, mein Geliebter klopft:

"Öffne mir, meine Schwester, meine Freundin, / meine Taube, meine Vollkommene! / Mein Kopf ist voller Tau, / meine Locken voll von den Tropfen der Nacht."

3 "Ich habe mein Kleid doch schon ausgezogen / und müsste es wegen dir wieder anziehen. / Ich habe meine Füße gewaschen / und müsste sie wieder beschmutzen."

4 Mein Geliebter streckte die Hand durch die Luke, / da bebte mein Inneres ihm entgegen. 5 Ich stand auf, um meinem Liebsten zu öffnen, / da troffen meine Hände von Myrrhe / durch die Griffe des Riegels, / meine Finger von flüssiger Myrrhe. 6 Ich öffnete meinem Geliebten, / doch er war weggegangen, / mein Geliebter war fort. / Entsetzen packte mich: Er ist fort! / Ich suchte und konnte ihn nicht finden, / ich rief ihn, doch er antwortete nicht. 7 Es fanden mich die Wächter / bei ihrem Rundgang durch die Stadt. / Sie schlugen und verwundeten mich. / Die Wächter auf den Mauern / nahmen mir meinen Überwurf weg.

8 Ich beschwöre euch, ihr Töchter von Jerusalem: / Wenn ihr meinen Liebsten findet, / was sollt ihr ihm sagen? / Dass ich krank bin vor Liebe.

9 Was hat dein Geliebter einem anderen voraus, / du schönste unter den Frauen? / Was hat dein Geliebter einem anderen voraus, / dass du uns so beschwörst?

10 Mein Geliebter ist rötlich und licht, / unter Zehntausenden ragt er hervor. 11 Sein Haupt ist feines, gediegenes Gold, / seine Locken Dattelrispen, / rabenschwarz. 12 Seine Augen sind wie Tauben am Bach, / gebadet in Milch, wie Juwelen eingefasst. 13 Seine Wangen sind Beete voll Balsamkraut, / in denen Gewürzkräuter sprießen. / Seine Lippen sind Lilien, / feucht von flüssiger Myrrhe. 14 Seine Arme sind goldene Rollen, / mit Topas besetzt, / sein Leib ein Block von Elfenbein, / bedeckt mit Saphiren. 15 Seine Schenkel Marmorpfeiler / auf Sockeln von gediegenem Gold. / Sein Anblick gleicht dem Libanon, / stattlich wie mächtige Zedern. 16 Sein Gaumen ist voll Süße, / alles an ihm ist begehrenswert. / Das ist mein Geliebter, das ist mein Freund, / ihr Töchter von Jerusalem.

/6\  1 "Wohin ist dein Geliebter gegangen, / du schönste unter den Frauen? / Wohin hat dein Geliebter sich gewandt? / Wir suchen ihn mit dir." 2 "Mein Geliebter stieg in seinen Garten hinab, / zu den Beeten mit Balsam, / auf die Weide in den Gärten, / um Lilien zu pflücken. 3 Ich gehöre meinem Geliebten / und mein Geliebter gehört mir, / der unter den Lilien weidet."

Wiedervereinigung (6-8)

4 Schön wie Tirza* bist du, meine Freundin, / anmutig wie Jerusalem, / schrecklich wie die Banner im Krieg. 5 Wende deine Augen von mir ab, / denn sie haben mich verwirrt. / Dein Haar ist eine Herde schwarzer Ziegen, / die herunterspringen vom Gebirge Gilead. 6 Deine Zähne sind weiß wie eine Herde geschorener Schafe, / die gerade aus der Schwemme steigt. / Sie alle werfen Zwillinge, / keins hat einen Fehlwurf gehabt. 7 Wie eine Granatapfelscheibe / schimmert deine Schläfe hinter dem Schleier hervor.

6,4: Tirza lag 11 km nordöstlich von Sichem und war für seine Schönheit und seine Gärten bekannt. Die ersten fünf Jahrzehnte nach Salomos Tod und der Reichsteilung war Tirza die Hauptstadt des Nordreiches Israel.

8 Sechzig Königinnen sind es, / achtzig Nebenfrauen; / und junge Mädchen ohne Zahl. 9 Nur eine ist mein makelloses Täubchen. / Die Einzige war sie für ihre Mutter, / das Liebste für die, die sie geboren hat. / Würden die Töchter sie sehen, sie priesen sie glücklich, / die Königinnen und Nebenfrauen, sie rühmten sie. 10 Wer glänzt da hervor wie das Morgenrot, / schön wie der Mond, / klar wie die Sonne, / schrecklich wie die Banner im Krieg?

11 Ich stieg in den Nussgarten hinab, / um nach den Trieben der Dattelpalme zu sehen. / Ich wollte die Knospen am Weinstock betrachten / und die ersten Blüten am Granatapfelbaum. 12 Da setzte mich mein Verlangen – ich wusste nicht wie – auf die Streitwagen meines ehrsamen Volkes.

/7\  1 Dreh dich, dreh dich, Schulammit! / Dreh dich im Kreis, / dass wir dich anschauen können! / Was bewundert ihr denn an Schulammit, / wenn sie so zwischen den Reihen tanzt?

2 Wie schön sind deine Füße in den Sandalen, / du Edelgeborene! / Das Rund deiner Hüften / ist das Werk eines Künstlers. 3 Dein Schoß ist eine runde Schale, / an Mischwein soll es nicht fehlen! / Dein Leib ist wie ein Weizenhügel / von Lilienblüten umrankt. 4 Deine Brüste sind wie zwei Kitzlein, / die Zwillinge einer Gazelle. 5 Dein Hals ist wie der Elfenbeinturm, / deine Augen wie die Teiche bei Heschbon / am Tor von Bat-Rabbim. / Deine Nase ist wie der Libanon-Turm, / der nach Damaskus schaut. 6 Dein Kopf ist wie der Karmelberg*, / dein Haar darauf wie Purpur. / In deinen Locken liegt ein König gefangen. 7 Wie schön du bist, wie angenehm! / O Liebe voller Wonne! 8 Dein Wuchs gleicht einer Palme, / deine Brüste den Trauben. 9 Ich dachte: Die Palme will ich besteigen, / will greifen nach ihren Rispen. / Deine Brüste sollen für mich sein / wie die Trauben vom Wein, / dein Atemgeruch wie Apfelduft 10 und dein Gaumen wie der köstlichste Wein. / Sanft rinnt er bei meinen Liebkosungen, / der die Lippen der Schlummernden benetzt.

7,6: Karmel. Ein bewaldeter Berg, der die Mittelmeerebene unterbricht, Symbol für Schönheit.

11 Ich gehöre meinem Geliebten, / und sein Verlangen gilt mir. 12 Komm, mein Geliebter, / gehen wir aufs Feld hinaus! / Verbringen wir die Nacht / unter einem Hennastrauch. 13 Machen wir uns früh zu den Weinbergen auf, / sehen, ob der Weinstock treibt, / ob die Knospen der Rebe sich öffnen, / die Granatapfelbäume schon blühen. / Dort schenke ich dir meine Liebe. 14 Die Liebesäpfel verströmen ihren Duft, / vor unserer Tür warten alle köstlichen Früchte, / frische und solche vom Vorjahr. / Für dich, mein Geliebter, bewahrte ich sie auf.

/8\  1 O wärst du doch mein Bruder, / der auch an der Brust meiner Mutter sog! / Würde ich dich draußen treffen, / könnte ich dich küssen, / und niemand verachtete mich. 2 Ich führte dich, ich brächte dich / ins Haus meiner Mutter, die mich belehrte. / Ich gäbe dir vom Würzwein zu trinken, / von meinem Granatapfelmost. 3 Sein linker Arm liegt unter meinem Kopf, / und mit dem rechten hält er mich umschlungen. 4 Ich beschwöre euch, ihr Töchter von Jerusalem: / "Weckt die Liebe nicht / und scheucht sie nicht auf, / bis es ihr selber gefällt!"

Wachstum (8)

5 Wer kommt da herauf aus der Wüste, / an ihren Geliebten gelehnt? / Unter dem Apfelbaum weckte ich dich. / Dort empfing dich deine Mutter, / dort kam in Wehen, die dich gebar.

6 Leg mich an dein Herz wie ein Siegel, / wie ein Siegel an deinen Arm. / Stark wie der Tod ist die Liebe, / hart wie das Totenreich die Leidenschaft. / Feuerglut ist ihre Glut, / eine Flamme Jahwes. 7 Wassermassen können die Liebe nicht löschen, / Ströme schwemmen sie nicht fort. / Gäbe jemand seinen ganzen Besitz für die Liebe, / man würde ihn nur verachten.

8 Wir haben eine kleine Schwester, / die noch keine Brüste hat. / Was machen wir mit ihr, / wenn jemand um sie wirbt? 9 Wenn sie eine Mauer ist, / bauen wir auf ihr eine silberne Zinne, / ist sie aber eine Tür, / versperren wir sie mit einem Zedernbrett. 10 Ich bin eine Mauer, / und meine Brüste sind wie Türme. / Doch für ihn bin ich wie eine, / die Frieden geschlossen hat.

11 Salomo besaß einen Weinberg in Baal-Hamon*. / Er ließ den Weinberg streng bewachen. / Denn für die Ernte würde jeder tausend ‹Schekel› Silber* zahlen. 12 Mein eigener Weinberg gehört mir. / Die tausend, Salomo, die gönne ich dir, / und auch noch den Wächtern zweihundert.

8,11: Baal-Hamon. Ein solcher Ort ist unbekannt. Der Name hat die Bedeutung: Herr des Reichtums.
8,11: Etwa 11 kg Silber.

13 Du Mädchen in den Gärten, / deiner Stimme lauschen die Freunde, / lass mich doch hören: 14 "Komm mit,* mein Geliebter, mach es wie die Gazelle, / wie ein junger Hirsch auf den Balsam-Bergen!"

8,14: Komm mit. Wörtlich: fliehe oder: Flieh herzu!

 

 


Gliederung:  Das Hohelied

Die Schönheit ehelicher Liebe

1-3: Die Brautwerbung

Erinnerungen der Liebenden (1-2) / Ausdruck gegenseitiger Liebe (2-3)

3-5: Die Hochzeit

Der Bräutigam (3) / Die erste Nacht (4)

5-8: Die Ehe

Erste große Unstimmigkeit (5-6) / Wiedervereinigung (6-8) / Wachstum (8)